1986 bin ich mit 21 Jahren das erstemal mit Bus und Rucksack von Guatemala nach Peru unterwegs gewesen. In Guatemala wohnte ich bei einer Familie in der ehemaligen Hauptstadt Antigua, um dort 14 Tage mein Spanisch vor dem Reisen aufzubessern.
Antigua ist umgeben von ehemals aktiven, beeindruckenden größeren und kleine Vulkanen. Zum größten Teil erloschen , wegen der vulkanischen Entstehung Guatemalas gibt es dort aber auch noch eine aktive Vulkanszene. An meinem letzten Sonntag vor meiner Weiterreise war ich auf Fotomission, und suchte einen guten Standort, um den „Volcan de Agua“ im Abendlicht zu fotografieren. Für den idealen Platz mußte ich einen extrem steilen , sandigen kleineren Berg hinauflaufen. Bei jedem Schritt ging es gefühlte zwei Schritte rückwärts. Es war heiß und sehr anstrengend – für mich als 21 jährigen , fitten Sportler.
Ich hatte gerade die Kamera auf das Stativ geschraubt und die Belichtung eingestellt( damals wie heute von Hand, aber noch auf Kodak Ektachrome Diafilmen in der Nikon).
Da sagte eine kleine, feste, fröhliche Stimme aus dem Hintergrund zu mir :
„Hola Senor, me hace el favor y saque una foto de mi , por favor ?“
„Hallo mein Herr, wären Sie vielleicht so nett, ein Foto von mir zu machen“
So erstaunt wie überrascht nahm ich die Augen vom Sucher , drehte mich um und schaute in DIESES Lachen
Es war das Lachen eines 10 jährigen Jungen mit den Zügen eines fast erwachsenen Mannes. Vorgealtert. An einer im bitterarmen Guatemala nicht zu behandelnden Knochenstoffwechselerkrankung erkrankt. Lebenserwartung gerade mal bis zur Volljährigkeit. Wenn überhaupt. Er hatte sich den gleichen Berg hochgeschleppt wie ich. Barfuß an Achselgehstützen, ohne die er nicht laufen konnte. Er wußte um seine Erkrankung. Und das er nicht alt werden würde. Wohl nie eine Ausbildung machen würde, eine Frau , Familie , Kinder haben würde. Niemals ein Leben ohne Schmerzen führen würde. Oder Fußball mit den Freunden spielen würde , die er wegen seiner Erkrankung niemals hatte.
Ich macht den kompletten Film voll. Die Bilder des Vulkans habe ich so wie geplant nie gemacht. Ich unterhielt mich bis zum Sonnenuntergang mit ihm über sein Leben. Warum er sich jedes Wochenende unter Schmerzen diesen Berg hochschleppte , um ab und zu von einigen Touristen etwas Geld für sich und seine Familie zu erbetteln. Er wollte ihnen nicht noch mehr zur Last fallen, und wenigsten tun was er konnte. Ich habe die ganze Zeit mit den Tränen gekämpft , als mir dieser tapfere kleine Kerl seine Geschichte ohne jede Klage erzählte.
Eine der Begegnungen, die das Reisen schreibt.
Ich gab ihm mit 70 US-Dollar mein ganzes Geld, das ich bei mir trug. Als wir uns trennten gab er mir die Adresse seiner Familie und sagte zu mir :
„Me hicistes 16 fotos“. „Du hast 16 Bilder von mir gemacht“
Er hatte mich nicht ein einziges mal um Geld gebeten.
Es war ein guter Tag für Joel. Für mich veränderte dieser Tag mein Leben.
Ich reiste am nächsten Tag weiter nach Costa Rica und Panama und sah ihn deswegen nicht mehr wieder. Zurück in Deutschland entwickelt ich den Film. Es waren genau 16 Bilder von Joel darauf.
Ich machte die schönst möglichen Abzüge von allen Bildern in mehreren Größen und schickte die Bilder seiner Familie mit Luftpost .Zusammen mit Geld für seine Medikamente. Die Bilder kamen an, seine Freude darüber war riesig. Das beigelegte Geld verschwand regelmäßig im korrupten Zollsystem.
Irgendwann kam die Post ungeöffnet zurück . Ich konnte Joel nicht mehr finden.
Heute ist Joel nach medizinischem Ermessen schon viele Jahre tot.
Gestorben ist sein Körper an der Armut eines Volkes, seines Landes, seiner Familie.
Am Schicksal selbst.
Sein Lachen lebt seit diesem Tag . In mir selbst. In den Herzen der Kinder und Menschen , die mir auf dieser Welt begegnen. In meinem Auftrag, gerade diesen Menschen ein kleines Stück Gerechtigkeit und Chance zurück zu geben. Gewidmet ist der Ride-of-Smiles deshalb auch den zahllosen Helfern unserer Spendenpartner, die oft genug unter Gefahr für das eigene Leben und ihre Gesundheit in ihrer täglichem Einsatz dafür kämpfen, eben diese Gerechtigkeit zurück in die Welt zu bringen, die der kleine Joel nie hatte.
Dafür sammelt der Ride-of-Smiles. Für das Lachen , das Joel uns allen geschenkt hat.
Diese Reise ist Dir gewidmet, kleiner Mann aus Guatemala.
Danke für Dein Lachen. Deinen Mut . Und den Kämpfer in Dir.
Vielleicht schaust du ja von irgendwo da oben zu....und lachst.
14 d bis zum Abflug - 14 days to departure - Blog ab jetzt zweisprachig - bilingual Blog from now on
11.04.2015
When days length should double, weeks are not long enough and you wish for another month - thats when departure gets close ...
...every day is getting shorter , nerver seem to find the time...
As Pink Floyd put it in their worldfamous lyrics in "TIME"... it simply flies awy these days . And it keeps us and me alltogether pretty busy - we will work it out by the end -as always . But unforseen things happen ( like a tree crashing in my car due to a major storm in Germany , postal strikes ( YES !) and IT problems at work...but it will all end in a big smile finally .
Besides its bringing the final shape into the english homepage too .
Joe Cocker`s version of "With a little help from my friends“ has never been as meaningful in my life like these days. THANK YOU ALL SO MUCH !!
Please understand that while on tour I can only technicallly manage to write into one blog . that is why this blog is hosted on the english website and will be synchronized with the German site. Nothing much you will notice, unless you will be linked into the English site gallery for the pictures, which will make no difference for the pics
So let´s keep going – not much longer...
![](./userfiles/images/BLOG_PICS/Niklas%20stormdamage.jpeg)
Pink Floyds „Time“ Glockenschlag schlägt beharrlich und immer schneller im Hintergrund, während die Tage immer kürzer und der gefühlte Zeitdruck immer größer werden.
Vor dem Start solcher Projekte gehört das zwar irgendwie dazu – trotzdem können Baumstämme in Autoscheiben, Poststreiks , IT-Schwierigkeiten oder blockierte 10. Rippen einen ungeplant richtig zusätzlich beglücken. Parallel zu allem geht die englische Homepage mit viel Arbeit ihrem Abschluss entgegen. ( DANKE THOMAS UND BIRGIT)
Am Ende wird wie immer alles gut werden , auch wenn man manchmal nicht mehr weiß , wann und wie. Joe Cockers Song „With a little help from my friends“ war gefühlt nie wichtiger als heute.
DANKE EUCH ALLEN SO UNENDLICH !!
Bitte habt Verständnis dafür , dass ich technisch unterwegs nur einen Blog bedienen kann, der über die englische Homepage gehostet wird. Der Blog selbst wird mit der deutschen Seite synchronisiert, so dass die Inhalte gleich bleiben. Dabei werde ich versuchen , den Blog zweisprachig zu halten, wo meine Zeit das erlaubt. Falls es mal nicht klappt, ist oben rechts auf der Homepage ein Übersetzungstool eingebaut. Die Bildergalerie wird auf die englische Seite verlinken, was für die Fotogalerien aber keinen Unterschied machen wird.
Auf geht’s – nicht mehr lange !