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LA VUELTA ESPANOLA 2014 - die längste Testfahrt der Welt

13.10.2014

 Hola Muchachos !


Ein erster Eindruck aus 7000 km Testfahrt durch Frankreich in Spanien . Für Mensch und Maschine. Von Mensch und Maschine. und warum 7000 km in 10 Tagen so sehr begeistern können, dass es BABA noch lange nicht genug ist auf den Straßen dieser Welt...

Viel Spaß beim ersten Blogeintrag des Ride-of-Smiles.

 

 

 

 7000 km auf der Uhr steige ich nach 10 Fahrtagen morgens um 3 h von einem absolut faszinierenden Stück modernster Technik. 1150 km liegen an diesem Tag hinter mir. Keine Autobahn. Nur Landstraßen zwischen den erhaben Bergzügen der Pyrenäen und den Allgäuer Alpen.

 

 

 

 

Ok - nicht schummeln -30 km mußte ich nachts auf die A7 um zu tanken. Und einmal 10 km in der Nähe von Mulhouse im Elsaß, als ich einfach falsch abgebogen bin. Von Müdigkeit oder Erschöpfung erstaunlicherweise keine Spur. Nichteinmal der Hintern tut mir weh.

Kann es ein besseres Zeugnis für die Langstreckentauglichkeit eines Motorrades geben. Wer mir jetzt sagt, „Hey Baba....schlechte Planung, wenn Deine letzte Etappe so ein Hammer wird..."      

...würd` ich sogar zugeben...

Wenn nicht mein Klinikjob mir das Zeitfenster von 3 Wochen auf 11 Tage zusammengestrichen hätte.

Wenn nicht.. ja,.. wenn es nicht dauernd notwendig gewesen wäre, die Strecken an die von der Atlantikküste durchziehenden Kaltfronten anzupassen, um diese trocken zu umfahren. Und dabei teilweise wie ein Slalomläufer zwischen abregnenden Wolkentürmen im Lee der Bergrücken trockenen Grip zu suchen - und zu finden.

 

 

 

 

 

 Wenn nicht die unglaublich faszinierende Natur Spaniens und Südfrankreichs den Fotografen in mir fast gezwungen hätten, immer wieder anzuhalten. Es muß damals im Oktober gewesen sein. Als der liebe Gott eines Tages sehr gut gelaunt war, und beschloss den Menschen die Farben zu schenken. Er begann damit, die schönsten Pastellfarben in Rot, Grün und allen Brauntönen auf die Berge, die Täler und alles in der Natur zu zeichnen, was er finden konnte.

 

 
 

 

 

 

 

 

Es waren aber noch Weiß und das schönste Blau übrig geblieben. IIn diesen Farben bemalte er den Himmel und viele Häuser und nannte diese Landschaft Andalusien.

Diese Farben, diese Landschaften, ihre Menschen und Begegnungen wie ein Maler mit der Kamera zu zeichnen will Zeit zum innehalten. Und er nannte diese Landschaft La Mancha.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ja, und auch wenn nicht auf der Rückfahrt die Sonne statt dem sehr nahen Regen über dem Col de l`Aspin und dem Tour de France-Klassiker Col de Tourmalet so verführerisch gelacht hätte, dass dieser Umweg zwar klar die frühe Rückkehr an diesem Tag kostenwürde.Und nein, das war nicht klug. Aber richtig klasse !!!

 

Und wenn da nicht dieses Zauberwerk an Motorrad über 6900 km ohne Unterbrechung zu mir gesagt hätte : "GIB MIR KURVEN" ! Gib mir Gasolina...anda pues BABA !

 

 

Alles zusammen also eine Menge gute schlechte Gründe dafür, etwas so wunderbar Unsinniges zu tun. Weil es eben auch mal gegen die Vernunft ist, die unser Leben vermeintlich regieren sollte. Ist Motorradfahren nicht genau DAS ? Herrlich unvernünftig .

In ungezählten Kilometern frage ich mich seit nunmehr 32 Jahren jedes Jahr zwischen 20 000 und 30 000 km , welchen vernünftigen Grund es geben könnte , Motorrad statt Auto zu fahren.
Vernünftig wohlgemerkt :-). Und ganz ehrlich : Ich habe bis heute keinen einzigen gefunden , für den es nicht mindestens zwei triftige Gegenargumente gäbe..

Und weil man für die ganzen guten Gründe, nicht Motorrad zu fahren endlich mal einen richtig guten, unvernünftigen Grund als Gegenargument gebraucht hat - deshalb hat der liebe Gott den Menschen nicht nur die Farben in weiß-blau geschenkt. Als am siebten Tag alles ziemlich perfekt war, sah er , daß den Bikern auf der Erde noch etwas fürs breite Grinsen fehlte . Und hat ihnen die neue R 1200 GS, den "Wasserboxer" geschenkt.

 

 



















Und er sah, dass es gut war .


Und wenn der liebe Gott kein Biker wäre, hätte er weder diese Landschaften mit ihren unendlichen Wechselkurven geschaffen, noch die schönsten Verbindungen zwischen zwei ebenso schönen Punkten mit einem derart griffigen Teer überzogen, dass das Bikergrinsen irgendwann so breit wird, daß fast die Ohren drin verschwinden. Spanien abseits seiner durch Sonnengarantie an den Küsten über die Jahre zur eigenen Industrie erwachsenen Costas von Blanca über Sol bis Luz, außerhalb von Barcelona, Madrid oder Granada zu erleben. Die Menschen in ihrem Land, in ihrer Bar, in ihrem Dorf zu treffen. Das allein war Ziel dieser seit vielen Jahren immer wieder geplanten Tour ins Herzen Spaniens. Das es zugleich der Echttest für den Ride-of-Smiles werden sollte und mit der neuen R1200 GS ein treuer Begleiter an meiner Seite war - ein Geschenk direkt aus dem Bikerhimmel .

 

 

Viele Erkenntnisse liegen auf den letzten 7000 km in einem absoluten Echtzeit-Test für Mensch, Equipment und Maschine. Zwischen 6 ° C und 31° C. Zwischen Stop and Go-, Offroadschotter und 220 km/h auf der deutschen Autobahn. Zwischen extremer Einsamkeit in der Sierra Nevada und den pulsierenden Städten Spaniens. Zwischen feinstem, nagelneuem Tour-de-France-Teer und Ölspuren in Kreisverkehren.

Apropos Kreisverkehr...bevor ich das unterwegs vergesse : Kreisverkehr kann richtig Spaß machen. Wenn sicher nur Franzosen oder Spanier drin sind. Rücksicht, nach vorne schauen , Bikern Raum zum Überholen geben , auf 7000 km(!)keine einzige kritische Situation in der Begegnung mit Pkw, Lkw, Radler oder Mensch. Nicht ein einziges Mal nervöses Gehupe...und wenn ich das Bike noch so bescheuert abgestellt hatte, um nach dem Weg zu fragen , zu fotografieren oder was man unterwegs alles so macht.

 

 

 

Entspanntes, dynamisches Reisen mit dem Motorrad. Begleitet von Menschen, die einen am Arm nehmen, um den Weg zu zeigen. Mitlaufen, bis man richtig abgebogen ist. Bei Regen aus der Tankstelle kommen, um dem Biker das Visier und danach das halbe Moped abzutrocknen. Menschen, die es sich nicht nehmen lassen, morgens eine Mango oder nachmittags zwei Äpfel mit ins Reisegepäck zu packen.

Biker, die sich den Abend Zeit nehmen, um ihre Lieblingsstrecken schwärmend bis in die letzte Biegung voller Begeisterung zu beschreiben und auf die Karte einzuzeichnen. Das beharrliche Weigern der kleinen alten hutzligen „Abuelita“ in ihrem genauso kleinen Dorfladen, als ich ihr die 1,30 Euro Wechselgeld für den leckeren Bienenhonig schenken möchte.Oder Menschen, die einfach mitten in der Mancha oder den Pyrenäen neben dem Moped stehen bleiben um zu fragen, ob alles ok sei.

 

 

Genauso schön und herzlich, wie die Begeisterung des alten Mannes für die Technik der neuen R 1200 GS, die seine Augen leuchten läßt - zusammen mit dem Licht seiner Motorradgeschichten aus einer Zeit, die selbst heute nur noch sehr wenige Biker aus eigenem Erleben kennen. Die Helden von damals - faktisch ohne Licht , ohne Bremsen, ohne Fahrwerk und ohne Schutz unterwegs.

Wenn sich alle diese Eindrücke mit dem Geschmack der Tapas, dem lebendigen Lärm spanischer Bodegas, dem Geruch alter Holzfässer voller spanischem Landwein und köstlich geräucherter Serranoschinken mischt.

 

 

 Wenn die halbe Kneipe verzweifelt, weil die ehemals so fußballübermächtigen Spanier in der EM-Qualifikation 2:1 gegen die Slowakei verlieren. Wenn all das zusammenkommt ...dann ist es Spanien.Ein Land, zu dem die Lebensfreude auch dann gehört, wenn die große, wirtschaftliche Krise in vielen Gesprächen Thema ist, und die Menschen erkennbar bedrückt.

 

 

Viele Spanier verlassen ihr Land im Moment. Und viele von ihnen auch auf dem Weg nach Deutschland. Oft sind es die guten, die gehen. Und die das Land doch so dringend für die eigenen Entwicklungen bräuchte . Hier wie dort teilen die Menschen ihren Ärger über die Seelenlosigkeit von Investoren und Märkten, als deren Mittelpunkt immer weniger die Menschen selbst wahrgenommen werden.

Man mag den Tourismus mögen oder nicht. Für Spanien beinhaltet er trotz aller Sozialromantik eine wichtige Einnahmequelle. Auch dafür ist es gut, in Spanien als zahlender Gast unterwegs sein zu dürfen. Den Menschen selbst mag man einfach nur wünschen, daß sich europäische wie spanische Wirtschaftspolitik wieder an ihren Lebensbedürfnissen ausrichtet.

 



„! Cuentame algo de Alemania! muchacho." Die rauchig tiefe Stimme gehört einer rundlichen, kräftig geschminkten Spanierin im farbenfrohen Kleid, ein bißchen zu kurz für ihr Gewicht. Zigarette in der rechten, vino tinto in der linken Hand schnappt sie sich einen Stuhl und setzt sich zusammen mit ihrer Freundin an meinen Tisch. Am Nachbartisch hatte ich bereits ein Gespräch mit der Nachbarin über die Hirschbrunft und die Wildtiere begonnen , die hier im andalusischen Nationalpark der Sierra Nevada leben. Schnell wächst die Runde. Genauso schnell wechseln die Themen . Am Ende diskutiert und lacht eine fröhliche Runde von der Ukrainekrise bis zum Lieblingsrezept, vom Reisen bis zum arbeiten und von der Fußball-WM zurück zum Motorrad.

 

 

Auch wenn die Begegnungen unterwegs oft nur kurz sein können- ihre Herzlichkeit wirkt lange nach. Es sind eben diese Begegnungen, die mich seit Jahrzehnten immer wieder aus dem sicheren Heimathafen in die Welt aufbrechen lassen. Immer verbunden mit der Freude am heimkehren. Getragen von der Neugier auf die Menschen selbst und ihre Geschichten. Die sich gerade deshalb oft ergeben, weil sich das Leben nicht planen läßt. Und auch nicht immer und überall planen lassen will.

 

Mit dem neuen Wasserboxer nicht nur einen auf dieser Tour komplett zuverlässigen Begleiter dabei zu haben, war dabei mehr als nur die berühmte Freude am Fahren. Man möge mir den Vergleich verzeihen. Und bitte auch , daß manches Geschwindigkeitsschild weit abseits bewohnter Gebiete eine Interpretation erhalten hat, daß die Höchstgeschwindigkeit stets der Verkehrssituation anzupassen ist :-)

 

 

Die neue (wassergekühlte) 1200 GS bietet 4 Fahrmodi , von denen einer mir die Anmerkung einer bekannten Psychologin ins Gedächtnis gerufen hat:

„Die Kunst beim Motorradfahren ist es , sich emotional von der Geschwindigkeit zu entkoppeln.“ Eines Tages war sie dann zusammen mit Ihrem Freund so langsam und entkoppelt in den Kehren der Tiroler Alpen unterwegs, daß sie beide umfielen.

Um es vorweg zu nehmen . Die Gefahr der emotionalen Entkopplung von der Geschwindigkeit besteht beim Wasserboxer ebenso wenig, wie damit wegen mangelnder Kreiselkräfte umzufallen. Die neue GS im Fahrwerksmodus „Dynamic“ zu fahren, muß in der Emotionsliga irgendwo dort angesiedelt sein, wo 98 Octansprit direkt intravenös eingespritzt und dann anschließend mit dem Feuerzeug in den Kreislauf gebracht wird. Langsam fahren zu wollen ist in diesem Modus zwar vorstellbar. Möglich vielleicht auch. Sinnvoll auch. Vernünftig auch....Cool

Wenn man dann nach 300 km Kurven-am-Limit an all diese wunderbar vernünftigen Möglichkeiten denkt. Wenn man tief entspannt bei einigen Tapas und einem kühlen San Miguel die letzten Strahlen der schon früh untergehenden Sonne genießt. Wenn sich alles richtig anfühlt im Bikerherz und die einzige Sorge ist, wie lange ein Reifen das noch aushalten kann. Dann weiß man, daß man ein sehr gutes Bike noch um einen Faktor besser machen kann. Alle anderen Modi der GS sind sinnvoll und durchdacht, vom Rain- über den Enduro- bis zum Road-Modus, der für alle Lebenslagen bestens funktioniert. Dynamic hat absolutes Suchtpotential.

 

 

Trotzdem war noch Zeit für den einen oder anderen Schotterkilometer in Spaniens Motorradeldorado und für die Kamera auf und abseits der Straßen, die der Bikergott höchstselbst Probe gefahren hat. Viel Spaß bei einigen fotografischen Impressionen von der längsten und schönsten Testfahrt meines Bikerlebens....

Und das mit dem emotionalen Entkoppeln ist sicher für die Psychologen eine tolle Sache. In den USA haben die Biker ihre eigene Antwort darauf :

 





„You never see a motorcycle parked in front of a psychiatrist.“

Ob es am Ende daran liegt, daß wir Biker nicht „emotional entkUppelt“ sind :-) ?

See you on the road -and keep smiling

BABA

 

 
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